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Warum die ersten 7 Sekunden in Ihrem Vortrag entscheidend sind

Lesezeit: 9 Min.
| Author: Tom Schweitzer

Tag für Tag begegnen uns unbekannte Menschen, die wir innerhalb von wenigen Sekunden einschätzen müssen. Dafür bedient sich unser Gehirn an subtilen Informationen zur Beurteilung und Meinungsbildung.

Auch beim Besuchen einer Präsentation braucht unser Gehirn gerade Mal eine Zehntelsekunde, um den/die Redner:in und Vortragende einzustufen und ein Urteil zu fällen. Im Gehirn werden automatisch sämtliche zur Verfügung stehenden Informationen verarbeitet, ohne dass wir uns dabei groß anstrengen müssen. All dies geschieht unbewusst im Hintergrund.

Es entsteht eine intuitive Wahrnehmung, für die wir oft keine rationalen Gründe nennen können. Wenn wir das erste Mal einen Vortrag einer fremden Person besuchen, schätzen wir vor allem ein, wie vertrauenswürdig oder sympathisch uns das Gegenüber erscheint. Studien zufolge treffen Personaler in den ersten 90 Sekunden ein Urteil über den Bewerber und halten bis zu 70 % daran fest.


Schneller Verarbeitungsweg im Gehirn

Warum bilden wir uns so schnell eine Meinung über andere Menschen? Wie entsteht der erste Eindruck und was passiert in den ersten Sekunden? Aus dem ersten Eindruck zieht unser Gehirn akkurate Rückschlüsse auf den Gesamteindruck der anderen Person.

Unser Gehirn ist auch dann aktiv, wenn wir es nicht bewusst mitbekommen. Schneller als gedacht werden verschiedene Personen miteinander verglichen, schleichen sich Vorurteile ein und bewerten wir eine Person aufgrund ihrer Mimik oder ihrer Kleidung.

Die Macht, die dieser flüchtige erste Eindruck auf unser Gesamturteil hat, ist wesentlich größer, als wir es als vernünftige Menschen annehmen würden. Selbst wenn in den ersten Sekunden Ihrer PowerPoint-Präsentation nur die Titelfolie zu sehen ist, wird Ihr Publikum sich bereits eine Meinung über Sie und Ihren Vortrag gebildet haben. Umso wichtiger ist es, dass Sie unsere Tipps weiter unten im Text berücksichtigen, um von Anfang an den richtigen Eindruck zu hinterlassen.


Die ersten 7 Sekunden im Vortrag

Der erste Eindruck bleibt meistens bestehen

Die US-amerikanische Autorin und Verhaltensforscherin Vanessa van Edwards hat eine Studie über die Wirkung von TED-Vorträgen in Zusammenhang mit dem ersten Eindruck veröffentlicht. Dabei bewerteten 760 Teilnehmer:innen die Redner:innen unter anderem nach ihrem ersten Eindruck. Sie kam zu der folgenden Schlussfolgerung:


„Unsere Studie zeigt, dass die ersten 7 Sekunden darüber entscheiden, ob wir den Vortrag mögen oder nicht – und das hat sehr wenig, wenn nicht sogar gar nichts, mit Worten zu tun.“


Van Edwards hat bei ihren Forschungen die Testpersonen in zwei Gruppen unterteilt. Während eine Gruppe nur 7-Sekunden-Ausschnitte zu sehen bekam, sahen die anderen die vollständigen Vorträge. Anschließend sollten die Reden bewertet werden. Die Resultate hätten nicht eindeutiger sein können, denn die Vorträge, die im Gesamtpaket am positivsten wahrgenommen wurden, erhielten bereits in den ersten sieben Sekunden eine Top-Bewertung – selbst ohne Ton.

Trotzdem können wir daraus nicht schlussfolgern, dass die ersten sieben Sekunden entscheidend sind. Nahe liegender ist es, dass es sich genau andersrum verhält. Ein guter Vortrag ist in der Regel schon in den ersten 7 Sekunden erfolgreich und wird als eben solcher schnell vom Publikum erkannt. Begabte und selbstsicherer Redner:innen strahlen ihren Enthusiasmus und ihre Selbstsicherheit bereits in den ersten Sekunden anhand ihrer Körpersprache aus.


Sie haben keine zweite Chance für einen ersten Eindruck

Halten Sie sich immer wieder vor Augen, dass der erste Eindruck der Schlüssel zum Erfolg ist und Sie diesen nie mehr wiederholen können. Diese 7 Sekunden sind alles, was Sie haben. Abhängig vom Zweck Ihrer Präsentation und von Ihrer Aufmerksamkeit, sollten Sie Ihren Vortrag deshalb mit einem besonders kraftvollen Bild oder ausdrucksstarken Text einleiten.

Damit schaffen Sie die besten Voraussetzungen dafür, dass Sie die Aufmerksamkeit Ihres Publikums gleich zu Beginn auf sich ziehen und Ihre Präsentation mit Interesse bis zum Ende verfolgt wird.


Die ersten 7 Sekunden im Vortrag

Vertrauen gewinnen ist das Wichtigste

Eine weitere Studie eines italienischen Forscherteams aus dem Jahr 2012 kommt zu dem Ergebnis, dass das Gehirn besonders darauf ausgerichtet sei, die Vertrauenswürdigkeit einer unbekannten Person festzustellen.

Das ergibt auch aus Sicht der Evolutionsgeschichte Sinn. Seinen Freund schnell und sicher vom Feind zu unterscheiden, kann in gewissen Situationen lebenswichtig sein. Eine zweite Einschätzung bezieht sich auf den sozialen Status. Dabei schätzt unser Gehirn ein, ob der andere uns überlegen, stark, dominant und kompetent ist. Eine Kombination beider Einschätzungen hilft uns bei der Entscheidung, ob wir die Nähe des anderen suchen oder uns lieber distanzieren.


Psychologische Effekte, die uns bei der ersten Begegnung besonders prägen

  • Sensorische Reize

Sensorische Reize wie Körpersprache, Stimme und Inhalt sorgen in 100 Millisekunden dafür, ob jemand bei uns Sympathiepunkte sammelt und vertrauenswürdig wirkt oder inkompetent erscheint. Verschiedene Aspekte, wie Auftritt, Gerüche, Mimik, Gestik und Körpersprache, fließen mit in unser Urteil ein und das noch bevor das Gesicht überhaupt bewusst betrachtet wurde.

  • Primacy Effekt

Unter dem Primacy-Effekt verstehen wir die Informationen, die wir zuerst erhalten und die unser Urteil über eine Person oder Situation verhältnismäßig stark beeinflussen. Unser erster Eindruck dominiert unsere Wahrnehmung und hilft uns bei der Ausführung unserer Handlungen.

Beispiel: Person C wird Person B durch Person A vorgestellt. Person A präsentiert Person B mit diversen Eigenschaften wie Intelligenz, Ehrgeiz, Sparsamkeit, Wissbegierde und Arroganz. Das erste Wort „intelligent“ prägt die folgenden, sodass selbst andere Attribute, die eigentlich negativ sind, nun als positiv bewertet werden. Würde A B zunächst mit dem Wort „arrogant“ beschreiben, würden auch die anderen Merkmale als negativ eingestuft werden. So würde wissbegierig als „nervig“ und „sparsam“ als „geizig“ interpretiert werden.

Auch das äußere Erscheinungsbild beeinflusst unsere Wahrnehmung. Eine ungepflegte Frisur, schmutzige Fingernägel oder Augenringe könnten als Indizien gewertet werden, dass die Person eher faul, unzuverlässig und unachtsam ist.

  • Halo Effekt

Das englische Wort „Halo“ bedeutet so viel wie „Heiligenschein. In diesem Kontext geht es um einen Beurteilungsfehler, bei dem wir von bekannten Eigenschaften auf unbekannte Merkmale einer Person schließen oder sie überstrahlen. Das kann zum Beispiel eine herausragende Leistung sein, die alles Übrige in den Schatten stellt oder andere Attribute in Vergessenheit geraten lässt.

Beispiel:

  • Brillenträger:innen sind intelligenter als andere.
  • Jemand, der/die gut schwimmt, wird unwillkürlich als sportlich bezeichnet, ganz gleich, ob dieser zum Beispiel gut tanzen kann.
  • Schöne Menschen sind beruflich erfolgreicher, weil sie aufgrund ihrer Optik intelligenter wirken.
  • Recency Effekt

Bei diesem Effekt kommt es zu einer Bewertung einer anderen Person, die stark vom letzten Eindruck beeinflusst wird. Es gilt das Motto: „Der erste Eindruck zählt, aber der letzte bleibt.“ Der letzte Eindruck prägt unser Urteil über alle bisherigen Erfahrungen folglich besonders stark.

Beispiel:
Nachdem Sie einen wunderbaren Urlaub verbracht haben, fahren Sie auf die Autobahn. Da Sie im Stau stehen, erleben Sie die Fahrt als besonders stressreich. Die negativen Emotionen überschatten nun die vorherigen positiven Gefühle.


Die ersten 7 Sekunden im Vortrag

Mit diesen Tipps hinterlassen Sie einen guten Eindruck

1. Setzen Sie ein strahlendes Lächeln auf

Ein Lächeln kostet nichts und ist die erste verbindende, mitmenschliche Geste, die uns Menschen mitgegeben wird. Vermutlich zählt ein Lächeln in allen Ländern der Welt als freundliche Geste. Menschen, die lächeln, werden als sozialkompetenter betrachtet und im Job häufiger weiterempfohlen. Außerdem bleiben Sie Ihrem Gegenüber als sympathisch lächelnder Mensch leichter im Gedächtnis.

Lächelnde Menschen werden im Allgemeinen besser bewertet und zeichnen sich durch eine größere Beliebtheit aus. Ein Lächeln strahlt Wärme aus und führt dazu, dass sich unsere Mitmenschen in unserer Nähe automatisch wohler fühlen.

2. Kleiden Sie sich angemessen

Wie heißt es doch so schön „Kleider machen Leute„. Visuelle Reize nehmen mehr als 50 Prozent von unserem ersten Eindruck in Anspruch. Das was Sie tragen, prägt sich beim Gegenüber ein. Aus wissenschaftlicher Sicht steigt die Sympathie, wenn es Gemeinsamkeiten gibt.

Passen Sie Ihre Kleidung deshalb dem Anlass an und achten Sie darauf, dass diese gut sitzt. Versuchen Sie über die neuesten Trends im Bilde zu sein und kleiden Sie sich immer etwas stilvoller als Ihr Umfeld.


Die ersten 7 Sekunden im Vortrag

3. Nutzen Sie Ihre Stimme als Visitenkarte der Persönlichkeit

Unsere Stimme hat einen maßgeblichen Einfluss auf unsere Wirkung. Nervosität oder ein „Kloß im Hals“ suggerieren Unsicherheit. Umso sympathischer sind uns Menschen mit einer beruhigenden und entspannten Stimmlage. Besonders tiefe Stimmen strahlen Souveränität und Kompetenz aus.

Versuchen Sie deshalb Ihre Stimmlage vor dem Spiegel oder mit nahestehenden Menschen zu trainieren, sodass diese nicht als inkompetent und unsachlich wahrgenommen wird. Notfalls suchen Sie einen Stimmtrainer auf. Versuchen Sie sowohl am Telefon als auch persönlich immer so laut, klar und deutlich wie möglich zu sprechen.

4. Halten Sie Blickkontakt während Ihrer Präsentation

Der Augenkontakt sollte nicht nur bei der Begrüßung, sondern auch darüber hinaus gehalten werden. Ein selbstbewusster Blick in die Augen sollte nicht länger als 3 Sekunden andauern, da er sonst bedrohlich rüberkommt und als intensives Starren eingeschätzt wird.

Gleichermaßen wirkt ein zu geringer Augenkontakt unsicher und ängstlich. Halten Sie den Blickkontakt mindestens 50 Prozent der Präsentation.

5. Nehmen Sie eine selbstsichere Körperhaltung ein

Durch eine selbstbewusste Körperhaltung steigt Ihre Selbstsicherheit automatisch. Probieren Sie es aus, indem Sie einen stabilen Stand einnehmen und mit beiden Füßen fest verankert auf dem Boden stehen. Die Wirbelsäule sollte aufgerichtet sein, sodass Sie gerade stehen.

Ziehen Sie Ihre Schultern nach hinten, strecken Sie die Brust heraus und halten Sie den Kopf aufrecht nach oben. Atmen Sie tief durch und halten Sie den richtigen Abstand in Form von mindestens 0,5 Metern zum Gesprächspartner ein, damit Sie nicht zu aufdringlich wirken.

6. Erscheinen Sie pünktlich zu Ihrer Präsentation

Es gibt wohl kaum etwas Unhöflicheres, als zu spät zu einem Termin zu erscheinen. Unpünktlichkeit gilt als unökonomisch, denn gerade im Berufsleben ist Zeit ein teurer Luxus.

Übrigens gilt: Wer zu früh kommt, ist auch unpünktlich. Sie riskieren dann, dass Sie den anderen bei der Arbeit oder bei Vorbereitungen stören. Nutzen Sie die Zeit sinnvoll für einen kleinen Spaziergang um den Block oder ein kurzes Telefonat.


Die ersten 7 Sekunden im Vortrag

7. Merken Sie sich die Namen Ihrer Kunden/Kundinnen und Zuhörer:innen

Wenn Sie den Namen Ihrer Gesprächspartner:innen behalten, zeigt das Ihrem Gegenüber, dass Sie es wertschätzen und es Ihnen wichtig ist. Falls Sie den Namen nicht richtig verstanden haben, sollten Sie unbedingt nachfragen.

8. Strahlen Sie Selbstsicherheit aus

Wenn Sie mit sich selbst zufrieden sind, merkt das auch Ihr Gegenüber. Ein gesundes Selbstbewusstsein kann nicht schaden. Überlegen Sie sich im Vorfeld bereits, was Sie können und welche Leistungen Sie bisher in Ihrem Leben vollbracht haben.

Wo liegen Ihre Stärken? Haben Sie ein besonderes Talent oder gibt es Eigenschaften, für die Sie immer wieder positives Feedback und Komplimente erhalten?

9. Lassen Sie Sprache und Körpersprache zu einem harmonischen Gesamtpaket verschmelzen

Letztendlich scannt unser Gehirn in den ersten Sekunden die Gesamtperson. Achten Sie bei der Sprache darauf, wie Sie reden. Vermeiden Sie Unsicherheiten wie „Ähms“ einzubauen oder vor lauter Aufregung viel zu schnell zu sprechen oder schüchtern zu nuscheln.

Vor einem wichtigen Treffen sollten Sie kurz innehalten, sich sammeln und sich auf Ihre Stärken berufen. Strahlen Sie mit Ihrer Körpersprache Selbstsicherheit und Offenheit aus und vergessen Sie ein Lächeln nicht.

Durch das Lächeln wird sich Ihre Stimmung automatisch heben, sodass Ihre Ausstrahlung positiver und charmanter wirkt. Bewegen Sie sich langsam und bewusst und vermeiden Sie hektische Gesten.


Fazit: Von Anfang an überzeugen

Beherzigen Sie unsere Tipps und testen Sie diese bei Ihrer nächsten Präsentation. Sie werden sehen, die Aufmerksamkeit der Zuhörenden ist Ihnen garantiert.

Sie haben Fragen zum Präsentationseinstieg oder zu PowerPoint-Präsentationen allgemein? Suchen Sie gerne unseren Kontakt per Mail unter [email protected]. Wir helfen Ihnen weiter!

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